Gut gemacht

  • Du wirst geboren, aber nicht mit dem gewünschten Geschlecht. Arbeitest dich hoch, bringst
    doppelt soviel Leistung um zu beweisen, ein Mädchen kann das eh besser. Und tust und machst, nur um einmal zu hören: gut gemacht.
    Du wirst größer, mit dem Wissen, du bist nicht so wie gewünscht, du bist anders und niemals
    gut genug, und du tust und machst, doppelt soviel wie alle andern, nur um einmal zu hören: gut gemacht.
    Du wirst erwachsen, und auf eigenen Füßen stellst du fest, du bist nicht so, wie von andern gewünscht, sondern einfach anders, du machst Überstunden, bringst besondere Leistung, nur um einmal zu hören: gut gemacht.
    Du heiratest und deine Kinder kommen zur Welt, dein Mann ist nicht der Traumschwiegersohn und deine Kinder sind nicht gesund, und du tust und machst, versuchst eine gute Frau zu sein, eine gute Mutter, eine Frau, die hinnimmt und übernimmt, nur um einmal zu hören: gut gemacht.


    Aber du wirst nie gut genug sein, egal was du tust, egal was du machst, es werden nur deine Fehler gesehn.Und am Ende deines Weges wirst du feststellen, die Worte, die du dir so sehnlichst gewünscht hast, wurden niemals gesprochen: gut gemacht.

  • Hallo Mari-on,


    Gut gemacht!


    Damit ist eigentlich schon alles gesagt :alien:


    ---
    P,S.: Erinnert mich - weiß nicht warum - an Weißes Papier von EoC


    Und - aus der Perspektive des Kindheitstraumas, falsch geboren zu sein, womit Deine Geschichte beginnt - an die Geschichte von meinem Großvater. Ich kenne sie nur aus Erzählungen. Als seine 4. Tochter geboren wurde (als 'letzter Versuch') , besuchte er seine Frau noch nicht mal mehr im Krankenhaus, nach der Entbindung. Seine Macho-Vorstellung, unbedingt einen Stammhalter zu wollen, der Hannes hieß, war damit gestorben. "Dann nenn' sie eben Hanna, und ich will sie gar nicht sehen", hat er damals wohl gesagt. "So ein Weiberzirkus hier, das hält man im Kopp nicht aus", sagte er in den folgenden Jahren und ging nach der Arbeit zum Skat-Spielen in Kneipen, oder zum Jagen in die Wälder, oder zum Männerverein. Die Mutter blieb mit ihren 4 Töchtern meist allein. Sie machte sich nichts draus, war selbstbewusst genug. Die Hanna (meine Tante) wollte es ihm immer recht machen und wie ein Junge sein. Ist ihr trotzdem nie gelungen, in seinen Augen, hat sie mir später (lachend) erzählt. Warum auch. Man soll sich nicht abhängig vom Urteil anderer machen. Und damit nochmal zu EoC, einem anderen Lied von ihnen, da schließt sich der Kreis: "Wo deine Füße stehn, ist der Mittelpunkt der Welt" (mit allem wenn und aber - in solcher Situation stimmt es jedoch... im besten Fall :)

  • Man soll sich nicht abhängig vom Urteil anderer machen.


    Das ist sicher richtig und ich denke jeder hätte gern das Selbstbewusstsein so unabhängig vom Urteil anderer zu sein, aber leider sind nicht alle Menschen so und ein bisschen Anerkennung und Lob tut jedem gut. Mir übrigens auch :)


    Deshalb auch von mir: Gut gemacht,Marion :druck6


    LG Jamie