Radiobericht- ich bin wirklich schockiert

  • Hallo alle zusammen,
    heute habe ich im Auto einen Bericht auf WDR 5 gehört. Es ging um den aktuellen Kinderrechte-Preis, der alle 2 Jahre vom WDR verliehen wird. In der Sendung wurden die verschiedenen Organisationen vorgestellt, die einen Preis erhalten haben. Unter anderem gibt es eine Organisation in Bonn, die sich seit 1997 (das Geburtsjahr meines Sohnes, daher konnte ich mir das so gut merken) in Indien gegen die Abtreibung und Tötung der weiblichen Babys engagiert. Ich wusste zwar, dass dort Mädchen stark benachteiligt werden und das gezielt weiblichen Föten abgetrieben werden, aber dass auch weibliche Babys noch in großer Zahl getötet werden, das hätte ich nicht gedacht. Ja, das scheint dort vielerorts eher "normal" zu sein. 9.000 kleine Mädchen hat die Organisation in den 15 Jahren vor dem sicheren Tod gerettet. Ich bin sprachlos. Mir standen wirklich die Tränen in den Augen - wie kann man nur sein eigenes Kind töten. Oft sind es wohl nicht die Mutter selbst, die dies tun, sondern andere Familienmitglieder, da dem Mädchen später die Mitgift bei der Heirat mitgegeben werden muss, die die Familie dann noch mehr in den Ruin und in den Hunger treibt. Die betroffene Mutter trauert oft noch Jahrzehnte später um ihr getötetes Kind. Die Organisation unterstützt die Frauen in den Dörfern und hat ein neues "Ritual" eingeführt. Alle Frauen im Dorf kommen nach der Geburt eines Mädchen in das Haus der Familie und feiern die Geburt des Mädchens. Ein halbes Jahr später, wenn das Mädchen dann noch lebt, kommen die Frauen noch einmal und feiern noch einmal Mutter und Tochter. Die Familie erhät dann zwei Ziegen und zwei Kokosplamen, die an diesem Tag eingepflanzt werden. Von dem Ertrag kann dann über die Jahre hinweg für die Mitgift gespart werden, sodass die Familie sich das Mädchen "leisten" kann. Tolle Arbeit, die diese Organisation dort leistet, aber ich bin immer noch geschockt. Wir leben im 21. Jh., dachte ich. Mir läuft es immer noch eiskalt den Rücken runter.

    • Offizieller Beitrag

    :verysad:


    unglaublich....



    aber es gibt immer wieder dinge, die an frauen begangen werden, die unfassbar sind.
    denk doch nur an die weibliche beschneidung, die immer noch durchgeführt wird, an das "scheidungsritual" (ich glaube auch in indien), bei dem der ungeliebten frau säure ins gesicht geschüttet wird, damit sie danach verstoßen kann usw.


    ja, wir sind im 21. jhd - aber anscheinend immer noch nicht in allen kulturen.

  • lies doch mal die Berichte (Stichwort dowry murders)
    da werden Frauen ermordet, damit der Mann wieder
    eine Braut mit Mitgift heiraten kann. Scheidung ist dann
    nicht erforderlich.

  • In China sieht es doch nicht anders aus, wahrscheinlich sogar noch schlimmer.
    Seit es die verordnete Einkind Regelung gibt, werden dort oft Mädchen abgetrieben oder gleich nach der Geburt getötet.


    Ich kann auch diesen Beschneidungsritus bei Jungen nichts abgewinnen. Ich meine Beschneidungen aus religiösen Gründen. Bei einem Mädchen schreien alle auf. Ist auch sicherlich noch einiges schlimmer.
    Das Jungs beschnitten werden, das ist kaum erwähnenswert. Warum eigentlich?


    Das Landgericht Köln hatte Ende Juni Beschneidungen von Jungen aus religiösen Gründenfür rechtswidrig und strafbar erklärt und damit eine bundesweite Debatte ausgelöst. Nicht nur von der Union wurde dieses Urteil als Bedrohung für die Ausübung jüdischer und muslimischer Riten aufgefasst.
    Quelle: http://www.spiegel.de/politik/…ntscheidung-a-845771.html


    Für mich ist das eine Verstümmelung. Außer wenn es aus medizinischen Gründen durchgeführt wird!


    LG
    SusanneH.

    • Offizieller Beitrag

    @susanneh.


    ich könnte mit einer einzigen ausnahme die beschneidung an jungen aus religiösen gründen gutheißen:


    wenn sie unter medizinischer aufsicht unter narkose durchgeführt werden würde!


    ansonsten finde ich dieses ritual menschenunwürdig - punkt aus basta, egal ob junge oder mädchen (ich hatte jetzt nur die mädchen erwähnt wegen des radioberichtes über mädchen)


    alles, was aus medizinischen gründen gemacht wird, steht auf einem ganz anderen papier... aber beschneidung im hinterzimmer von sonstewem gemacht und ohne schmerzstillende mittel sind einfach eine folter und gehören verboten

  • Würdest du denn eine Beschneidung von Mädchen aus religiösen Gründen, unter Narkose, gut heißen?


    Was der Bauer nicht kennt, das frißt er nicht.
    Uns ist die Beschneidung von Jungen einfach gewohnter. Dabei ist es im Prinzip nichts anderes als wenn man ein Mädchen beschneiden würde.
    Bei einem Mädchen zieht sich bei uns alles zusammen.


    "Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit." Steht im Grundgesetz Artikel 2.


    Unter "Jeder" zählen für mich auch Jungs.


    LG
    SusanneH.

    • Offizieller Beitrag

    ich habe nicht gesagt, dass ich etwas gutheiße, nur, dass ich es nachvollziehen könnte....


    nein, bei mädchen könnte ich es weder nachvollziehen noch gutheißen.


    bei jungen sehe ich den medizinischen bzw. den hygienischen aspekt. was ist z.b., wenn eine vorhautverengung vorliegt? der junge hätte sowohl massive hygienische probleme als auch daraus resultierende krankheiten.


    bei mädchen macht das überhaupt keinen sinn: vor allem die pharaonen-beschneidung, wo nix überbleibt als ein stecknadelkopfgroßes loch, welches vom mann mit dem messer in der hochzeitsnacht geöffnet wird....


    muss ich dazu noch mehr schreiben?

  • @ari ich hatte geschrieben außer aus medizinischer Sicht.
    Wenn es medizinisch notwendig ist, ist es ein ganz und gar anderes Thema.

  • das ist ja unfassbar.
    aber das mit der beschneidung bei jungs, heisse ich gut, wenn es untermedizinische aufsicht erfolgt. ich bin muslimin. mein mann ist auch moslem und beschnitten. ich finde daran nichts schlimmes, wenn ein junge beschnitten ist/wird, wenn es unter medizinische aufsicht erfolgt. es ist einfach hygienischer. eine beschneidung bei mädchen allerdings finde ich es unakzeptabel, wofür beschneidet man ein mädchen? aus welchen aspekt? das ist mir bis heute noch ein rätsel.

  • mmmmh. Thema Beschneidung.


    also grundsätzlich kann man ja festhalten, das es eine medizinische Notwendigkeit nur bei Jungs geben kann.


    Religiöse Beschneidung bei Jungs, nun, ich persönlich halte nichts davon, kann aber die Beschneidung -wenn sie unter Narkose gemacht wird- noch tolerieren/akzeptieren. vielleicht auch deshalb, weil sie aus medizinischen Gründen oft genug gemacht werden muss. und sie die betroffenen Jungs/Männer nicht nachhaltig beeinträchtigen.
    während die religöse Beschneidung bei Mädchen meines Wissens NIE unter Narkose gemacht wird, sondern mit irgendwelchen scharfkantigen Gegenständen die Schamlippen, Klitoris weggeschnitten wird und dann zugenäht wird damit sie als "rein" gelten. Das alleine die "Beschneidung" viele Mädchen nicht überleben und wenn sie es überleben schwere körperliche Schäden davon tragen macht für mich schon einen riesen Unterschied zu den Jungs. Weil ein Mädchen/Frau täglich mit den Folgen zu kämpfen hat - Ihr Leben lang.

  • auch habe mal ein bericht gesehen bei den mädchen in afrika ohne betäubung das ist so schlimm das mädchen hat geschrien so was schlimmes

  • @SusanneH
    Ich stimme dir zu. Eine Beschneidung ist bleibend. Eine Entscheidung zur Beschneidung sollte ausschließlich von dem Beschnittenen selbst und nach intensiver Aufklärung getroffen werden.



    "es ist einfach hygienischer"


    Wenn die Vorhaut evolutionär überhaupt keinen Nutzen hätte, dann wäre sie nicht mehr da.


    @Indien
    für mich kaum fassbar, aber dennoch nicht erstaunlich. Vielleicht, eigentlich bin ich mir da recht sicher, bin ich mit meinem kapitalistischen Konsumverhalten für jeden einzelnen Mord mit verantwortlich. Aber es ist doch meistens so weit weg, dass ich meine Verantwortung in die unterste Schublade, zu den T-Shirts "made in Bangladesh", schmeißen und diese mit meinem Hedonismus ganz fest verschließen kann.

  • Mädchen und Frauen sind in vielen Teilen der Erde benachteiligt oder haben gar einen niedrigeren Stellenwert als das Viehzeug. Wer mag, kann sich ja mal die Mädchen-Kampagne von plan-international angucken.
    Beschneidungen bei Mädchen sind bestialisch und machen null und gar keinen Sinn. Ich glaube, da sind wir uns alle einig.
    Die Beschneidung bei den Jungs bei Juden und Moslems hatte, soweit ich weiß, ursprünglich auch einen hygenischen und medizinisch Hintergrund. Aufgrund des Klimas und der hygenischen Verhältnisse früher war dies eine vorbeugende Maßnahme. Heute haben sich die Verhältnisse gewandelt, aber die Beschneidung ist tief verankert in der Kultur und in der Religion. Unter Narkose und durch einen Mediziner durchgeführt kann ich dies durchaus akzeptieren und tolerieren. Ja, natürlich können, wie bei jedem Eingriff, Komplikationen entstehen, aber das ist nicht in der Regelfall. Normalerweise geht alles glatt und der Junge/Mann hat keine weiteren Einschränkungen durch die Beschneidung. Toleranz anderen Religionen/Kulturen gegenüber heißt für mich nicht alles akzeptieren, aber durchaus versuchen den anderen Blickwinkel einzunehmen. Die Beschneidung ist ein Zeichen für diese Religionsgruppen, dass der kleine Junge aufgenommen wird.

  • also unser leon musste ja wegen ner vorhautverängung auch beschnitten werden und ich fand die tage danach krauenvoll hab täglich beim verbandswechsel mit geheult, ;( wen ich nun dran denke das unser maximilian auch in den nesten jahren die vorhaut ab bekommt wegen seiner hypopastie läufts mir jetzt schon eiskalt den rücken runter :thumbdown:


    aber das leute frewillig ihren kindern sowas antuhn auch unter narkose kan ich net verstehn :S

  • Schon komisch, da ging es im ursprünglich erwähnten Radiobeitrag um die TÖTUNG von Mädchen und dann ist die Diskussion zu immer geringeren Gräueln abgeglitten.


    Da werden, in den Ländern in denen das Mädchen die Mitgift mitbringen muss, tatsächlich Kinder ermordet. Z.B. Indien und Bangladesh ist das nicht zum ersten mal in den Schlagzeilen. Und in China aus einem anderen Grund, dort gab es jahrelang die "1-Kind-Politik", und die Familien haben sich dann entschieden lieber die Jungen zu behalten. Nicht nur dass das für die Familien schrecklich ist, es hat dann auch demographisch katastrophale Folgen. Inzwischen werden aus Gegenden in denen es noch welche gibt die jungen Frauen verschleppt in Gegenden wo es nur noch Männer gibt.


    Ich finde es ganz toll dass es inzwischen Organisationen gibt die durch entsprechende Unterstützung den Mädchen ihr Leben ermöglichen.


    Zu dem anderen Thema das hier hochgekommen ist: Beschneidung aufgrund der Diagnose Vorhautverengung ist nicht so häufig wirklich notwendig wie sie durchgeführt wird. Oft würde es genügen, im warmen Sitzbad die Vorhaut täglich zurückzuziehen. Auch dies kann anfangs sehr schmerzhaft sein und muss im Extremfall auch zunächst unter Narkose durchgeführt werden. Ich würde da im Zweifelsfall mehr als einen Arzt fragen. Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen ist seit Jahrhunderten selbstverständlich und ich verstehe nicht ganz wieso auf einmal so ein Rummel darum gemacht wird, zumal die Betroffenen (ganz im Gegensatz zu den verstümmelten Mädchen) auch als Erwachsene nicht darunter leiden. Bei Moslems gibt es kein konkretes Alter dafür, bei Juden hingegen ist bereits der achte Tag nach der Geburt üblich. Letzteres finde ich arg früh.


    Also, nicht vergessen: die Ermordung weiblicher Säuglinge aus finanziellen Gründen kann durch geeignete Unterstützung der Familien verhindert werden. Und das ist doch schon mal ein Fortschritt.


    LG
    John


    P.S.: In Ländern, in denen der Mann die Mitgift mitbringen muss (z.B. Thailand) hat man noch nichts von der massenweisen Ermordung von Jungen gehört.

  • Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen ist seit Jahrhunderten selbstverständlich und ich verstehe nicht ganz wieso auf einmal so ein Rummel darum gemacht wird, zumal die Betroffenen (ganz im Gegensatz zu den verstümmelten Mädchen) auch als Erwachsene nicht darunter leiden.


    Zum Teil gebe ich dir da Recht, die Beschneidung von Jungen ist seit Jahrhunderten normal
    und hat auf das Leben des erwachsenen Mannes in sofern keinen Einfluss, als dass es keine
    körperlichen Schäden gibt, wie es bei den Mädchen der Fall ist. Wobei ich nun aber auch
    schon TV-Berichte gesehen habe, in denen Männer zu Wort kamen, die ihre Beschneidung
    als traumatisch erlebten, weil sie so alt waren, dass sie das ganze bewusst miterlebten und
    völlig unvorbereitet auf ihre Beschneidung waren - die dann vor versammelter Mannschaft
    und ohne Betäubung von einem Imam durchgeführt wurde. Diese Männer litten also durchaus
    auch noch als Erwachsene - halt seelisch.


    Generell finde ich, sollte man bei der Beschneidung von Jungen zur Auflage machen, dass es
    unter Narkose von geschultem medizinischen Fachpersonal (Krankenhaus/Urologe) durchgeführt
    werden muss. Das Risiko einer Infektion sollte so gering wie möglich gehalten werden - ebenso
    wie die Belastung fürs Kind.


    Die Verstümmelung von Mädchen - nun, darüber muss man wohl kein weiteres Wort verlieren...
    das ist unmenschlich und grausam.