Armut

Kinderarmut – ein Überblick

Kinderarmut ist ein ernstes Thema, das einen immer größeren Raum einnimmt – nicht etwa nur in der Dritten Welt, nein, auch in Deutschland. Die Armutsgrenze verschiebt in Deutschland. Immer mehr Menschen, darunter immer mehr Kinder, werden arm.

Die Bundesregierung gibt im Abstand von drei Jahren einen Armutsbericht heraus. Darin geht sie auf die Fakten der Armut und auch die der Kinderarmut ein.

Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen und auch das nationale Komitee Unicef Deutschland helfen, die Kinderarmut zu analysieren und zu bekämpfen. Das Kinderhilfswerk liefert ebenfalls Untersuchungen zur Kinderarmut in seinem Kinderreport.

Armut der Kinder ist die Armut ihrer Eltern

Kinderarmut ist eine Tragödie. Der Begriff Kinderarmut verschleiert ein weinig die Ursache der Armut der Kinder. Die Armut der Kinder ist die Armut ihrer Eltern. Eltern, die arm sind, sind am sozialen Ende ihres Lebens und der Gesellschaft angekommen.

Die Armut der Eltern äußert sich in finanzieller Not und nicht selten in Gefühlsarmut. Die Eltern sind zeigen sich resignierend und abgestumpft. Sie können ihren Kindern keine Zuneigung, kein Selbstbewusstsein und keine Perspektive geben. Ist das richtig? Nein, so verhalten sich nur die wenigsten Eltern. Die meisten Eltern, die nur ein geringes Einkommen haben oder die soziale Grundsicherung Bürgergeld beziehen, wollen ihren Kindern helfen – sie können es aber nicht. Nur wenige können es, wollen es aber nicht. Diese Eltern geben das wenige Geld, das sie haben für sich selbst aus, für Tabak und Alkohol oder für das Handy oder Auto.

Wie hilft man also am besten?

Wie kann sichergestellt werden, dass Hilfe bei den Kindern ankommt? Den Familien höhere Geldbeträge zur Verfügung zu stellen, ist eine Möglichkeit. Kindertagesstätten, Kinderkrippen und Ganztagsschulen zu stärken, die eine kostenlose Versorgung der Kinder aus armen Familien gewährleisten können, ist ebenfalls sinnvoll. Denn an erster Stelle muss gesunde und ausreichende Ernährung stehen. Doch danach muss die Hilfe weiter gehen. Kinder aus sozial schwachen Familien ihre Schulbücher selber bezahlen zu lassen, geht nicht! Chancengerechtigkeit wäre nicht gegeben.  Bildung ist einer der Schlüssel für die Tür, die aus der Armut führt.

Auch wir helfen mit. Helfen Sie uns. Spenden Sie für arme Kinder. Hier und jetzt:

Kinderarmut – eine Definition

Armut wird im allgemeinen Sprachgebrach absolut verstanden. Danach ist arm, wer nicht in der Lage ist, die menschlichen Grundbedürfnisse zu befriedigen. Zu den Grundbedürfnissen zählen die Versorgung mit Nahrung, die Gesundheitsversorgung, Bildung, die Ausübung von Rechten, Mitsprache, Sicherheit und Würde, aber auch menschenwürdige Arbeit.

Die Armut und auch die  Kinderarmut wird in der Politik jedoch häufig relativ definiert. Ob jemand arm ist, misst sich am Wohlstand der Gesellschaft, in der der Mensch lebt. Armutsgefährdet ist, so die herrschende Definition der Armut der EU, wer über weniger als 60 % des mittleren Netto-Einkommens verfügt. Bei einer alleinstehenden Person sind das in Deutschland gegenwärtig im Jahr 2023 ca. 1.125 Euro.

Die Armutsgefährdungsquote wird nach einem europäischen Standard unter Heranziehung des von allen Haushaltsmitgliedern tatsächlich erzielten Haushaltseinkommens ermittelt. Das Einkommen wird nach einem Gewichtungsschlüssel, der durch das Zusammenleben bedingte Einspareffekte bei den laufenden Kosten berücksichtigt, auf die Haushaltsmitglieder verteilt. Daraus wird das mittlere Einkommen berechnet.

Im Jahr 2021 stieg der Anteil der unter 18-Jährigen, die nach offizieller Definition armutsgefährdet sind, auf 20,8 Prozent und damit auf den bisher höchsten Wert des sogenannten Mikrozensus seit 2015. Damals lag die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen noch bei 19,7 Prozent, im Jahr 2020 bereits bei 20,4 Prozent. Werte für 2022 und 2023 liegen noch nicht vor.

Kinder gelten laut der offiziellen Definition als armutsgefährdet, wenn sie in Haushalten leben, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung haben.

Nahezu 21 % der Kinder in Deutschland sind im Jahr 2023 armutsgefährdet. In absoluten Zahlen: 2,6 Millionen Kinder  in Deutschland sind von Armut bedroht oder leben in Armut.

Armut, definiert man sie relativ, bemisst sich also nach dem, was die anderen haben. Erlebt wird sie jedoch subjektiv. Armut manifestiert sich nicht nur im materiellen Bereich, sie misst sich auch an der Fürsorge, die Kinder bekommen und die Eltern geben. Arme Kinder sind ausgeschlossen vom normalen Lebensstandard; sie werden schon sehr früh aus den Lebensbereichen Bildung, Kultur und Sport ausgegrenzt.

Reiches Deutschland, arme Kinder

Jedes sechste Kind in Deutschland lebt in Armut. Das sind mehr als 2,6 Millionen Mädchen und Jungen. Das sind Martina, Jana, Leon, Thomas.  Das sind Einzelschicksale. Den Kindern fehlt es an Geld für Essen, Kleidung und Spielsachen.

Die Armut wächst, die Geburtenrate sinkt. Seit 1965 ist die Geburtenrate von 1,3 Millionen auf knapp 800.000 (2021) stark zurückgegangen. Die Zahl der Kinder, die arm sind, ist hingegen um das 16-Fache angestiegen.

Arme Kinder müssen im Jahr 2023 im Monat, je nach Alter, mit 318 bis 420 Euro auskommen. Diese Summen ergebe sich aus dem sogenannten Bürgergeld für Kinder. In dieser Summe sind nur Minimalbeträge für Spielsachen und für Schulsachen pro Monat enthalten. Ein Unding, das nicht mehr gesteigert werden kann.

Armutsgrenze – Schranke in Deutschland und Europa

Bereits im Jahr 2004 hat das Statistische Bundesamt eine Statistik zu Armut, zur Armutsgrenze und sozialer Ausgrenzung in Europa erhoben. An der Untersuchung „Leben in Europa“ haben sich 14 europäische Länder beteiligt. Das Statistische Bundesamt hat 13.000 deutsche Haushalte über ihre Einkommensverhältnisse befragt. Im Dezember 2006 wurden die Ergebnisse für Deutschland vorgestellt:

13 % der deutschen Bevölkerung waren im Jahr 2004 armutsgefährdet – das waren10,6 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Kinder unter 16 Jahren.

Im Jahr 2022 sind 2,8 Millionen Kinder armutsgefährdet!

Armutsrisiken sind hauptsächlich Arbeitslosigkeit und fehlende Bildungsabschlüsse. Über 40 % der Arbeitslosen und 25 % der Personen ohne abgeschlossene Schulausbildung sowie 25 % der Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung leben an der Armutsgrenze. Dagegen sind von der erwerbsfähigen Personen nur 5 % von Armut bedroht.

Die sozialen Transferleistungen wie Arbeitslosengeld, Bürgergeld oder Kindergeld verhindern, dass 24 % der Bevölkerung unter die Armutsgrenze fallen. Bei Alleinerziehenden ist dies noch gravierender: ohne Sozialtransfers wären 56 % arm, mit den Sozialtransfers sind es tatsächlich aber immerhin noch 30 %, die an der Armutsgrenze leben.

Wie sieht die Armutsgefährdungsgrenze in Deutschland in Euro aus? Für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt sie bei ca. 2100  Euro. Bei einer alleinerziehenden Mutter mit einem Kind unter 14 Jahren markieren 1500 Euro die Armutsgefährdungsgrenze. Für Alleinstehende liegt sie b ei 1.1125 Euro. Diese Zahlen ergeben sich aus den Regelbedarfssätzen des Bürgergeldes. Das Bürgergeld stellt das sozio-kulturelle Existenzminimum sicher.

Weitere Fakten zur Armut

Menschen mit einem Einkommen an der Armutsgrenze wurden befragt.

56 % der Befragten gaben an, sich keinen Urlaub leisten zu können.

14 % müssen bei der Heizung sparen und beheizen die Wohnung im Winter nicht richtig.

20 % der Befragten gehen bei Erkrankungen nicht zum Arzt.

Armutsgrenze im europäischen Vergleich

In Irland, Portugal und der Slowakei sind 21 %, in Spanien 20 % und in Italien 19 % der Menschen armutsgefährdet. In Frankreich mit 14 % und Österreich mit 13 % liegen die Werte der Armutsgefährdung auf einem mit Deutschland vergleichbaren Niveau. Deutlich niedriger ist die Armutsgefahr mit einer Armutsgefährdungsquote von jeweils 11 % in den Ländern Skandinaviens sowie in Luxemburg.

Bürgergeld und Armutsgrenze

Ob das Bürgergeld dauerhaft helfen kann, die Armutsgrenze weiter nach oben zu verschieben, bleibt abzuwarten. Ziel des Bürgergeldes ist unter anderem, Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit durch gezielte Förderung und Maßnahmen auf Dauer in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.