Schneeflocken (vorsicht trigger!!!!!)

  • Glitzernd fiel der Schnee auf sie herab, während sie rannte und rannte und ihr Atem stoßweise
    in kleinen weißen Wolken aus dem Mund stieß. Sie musste ihn erreichen, schnell, lauf schneller,
    an nichts anderes denken, nur laufen, lauf schneller.


    Er wartete auf den Zug, irgendeinen Zug, einen Zug, der ihn von hier fort brachte. Weit weg.
    Der ihn und seine Gedanken entführte in eine andere Welt, eine Welt in der es sie nicht gab.
    Der letzte Streit war zuviel, sie redeten aneinander vorbei und keiner wollte den anderen verstehen.
    Es ging nur noch darum, dem anderen zu zeigen, wer hier Recht hat. Ach, er musste einfach weg,
    weg von seiner Liebe, einer destruktiven Liebe. Weg, weg, weg.


    Von weitem hörte sie den Zug, er fuhr in den Bahnhof ein, noch lauter klopfte ihr Herz, in diesem
    Klopfen schwang Hoffnung mit, Hoffnung darauf, dass er auf dem Bahnsteig stehen möge.


    Er sah den Zug kommen, die Lichter, die Geräusche, in dieser Stille der fallenden Schneeflocken.
    Ein Lächeln überkam seinem Gesicht, ohne dass er sich dessen bewusst war, ein friedliches Lächeln,
    gleich würde alles anders werden, er hätte seine Freiheit zurück, sein Herz würde leichter sein.


    Gleich hätte sie den Bahnsteig erreicht, in ihrem Hals wurde es eng, Angst machte sich in ihr breit,
    würde er noch auf dem Bahnsteig stehen?


    Der Zug erreichte ihn nun, es war seine Chance, sollte er oder nicht? Ja oder Nein? Ja?


    Sie schrie ihm zu, aber die Geräusche des Zuges verschluckten ihre Worte, in seinen Gedanken ward
    Stille.


    Jetzt ist der Moment, jetzt, der einzige Moment, seine Chance.


    Aber ein Griff an seinem Handgelenk machte diese Chance zunichte. Ein zarter Griff, wie ein Windhauch,
    gerade noch wahrnehmbar. Einen Augenblick war er abgelenkt, seine Chance war vorbei, zumindest für
    dieses Mal.


    Sie nahm ihn an die Hand und führte ihn durch das Treiben der Schneeflocken vom Bahnsteig.


    Er hatte es wieder versucht, seine Sehnsucht nach dem Tod, nach Erleichterung, sein Wunsch, sich vor
    den nächsten Zug zu stürzen, sie hatte wieder alles zerstört, diese Liebe machte ihm alles kaputt....